FInAL - Förderung von Insekten in Argrarlandschaften
Insektenschutz zusammen mit der Landwirtschaft - mit nachwachsenden Rohstoffen und integriertem Anbau
Im Projekt FInAL erproben Landwirte und Wissenschaftler Insektenschutz auf insgesamt 2.700 Hektar.
FInAL steht für „Förderung von Insekten in Agrarlandschaften durch integrierte Anbausysteme mit nachwachsenden Rohstoffen - Ein wissenschaftlich begleitetes Modell- und Demonstrationsvorhaben in Landschaftslaboren“. Ein besonderes Merkmal von FInAL ist das neuartige transdisziplinäre Forschungsdesign: In drei »lebendigen Landschaftslaboren« (jeweils 900 ha große Landschaftsausschnitte) erarbeiten und testen Forschende aus den Bereichen Ökologie, Entomologie, Statistik, Agrarwissenschaft, Sozialwissenschaft und Ökonomie sowie Akteure der landwirtschaftlichen Praxis und andere Landnutzer innovative Landnutzungssysteme. An den Laboren sind jeweils mehrere der dort ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe beteiligt, die die Maßnahmen gemeinsam mit den Forschenden entwickeln (Co-Design) und letztlich auf den Betriebsflächen umsetzen. Insgesamt wird ein umfassender Ansatz auf Landschaftsebene mit einem jeweils regionalen Leitbild gewählt, der sowohl die Anbau- und Nichtproduktionsflächen berücksichtigt. Den Insektenschutz auch produktionsintegriert umzusetzen, ist dabei eines der Kernelemente von FInAL.




Die drei Landschaftslabore und drei Referenzlandschaften ohne Maßnahmen repräsentieren typische Agrarlandschaften Deutschlands und befinden sich
• im Havelländischen Luch (Brandenburg),
• auf dem Elm (einem Mittelgebirgszug in Niedersachsen) und
• im Rottal (Bayern).
Durch die gemeinsame Entwicklung der Maßnahmen, ein begleitendes Monitoring und die Evaluierung neuer landwirtschaftlicher Praktiken unter realen Arbeitsbedingungen wird eine hohe Effektivität der geschaffenen Innovationen sichergestellt und deren frühe Einführung in die landwirtschaftliche Praxis erleichtert. Dabei wird ein bis zu 10-jähriger Transformationsprozess angestrebt, damit sich Wirkungen der veränderten Landschaften und Landbewirtschaftungen entfalten können und ein fundierter Vergleich mit herkömmlich bewirtschafteten Agrarlandschaften möglich wird. „Wenn die intensive Landwirtschaft einer der Hauptverursacher für den Rückgang der Insekten ist, dann kann die Lösung auch nur zusammen mit der Landwirtschaft gefunden werden. Deren Akzeptanz ist dafür elementar“, so Prof. Jens Dauber, Projektkoordinator vom Thünen-Institut.

Nachwachsende Rohstoffe stehen bei FInAL besonders im Fokus. Siebringen ein großes Potenzial mit, Fruchtfolgen aufzulockern oder in Anbausystemen zu ergänzen, zum Beispiel in Agroforstsystemen (Baumreihen auf dem Acker), als Zwischen- bzw. Zweitfrüchte, in Misch- oder Dauerkulturen. Von der steigenden Vielfalt profitieren auch Insekten. Blühende Nachwachsende Rohstoff-Kulturen spenden Pollen und/oder Nektar, z.B. Durchwachsene Silphie, Mais-Stangenbohnen, Wildpflanzenmischungen, Steinklee, Arznei- und Gewürzpflanzen, Hanf oder bestimmte Sorghumlinien. Dauerkulturen sind mit weniger Bodenbearbeitung verbunden, davon profitieren bodenlebende Insekten. Viele Nawaros benötigen zudem weniger Pflanzenschutzmittel.
Die ersten Arbeiten im Projekt sind bereits erfolgt: Forschende haben in den Landschaftslaboren im Havelländischen Luch und auf dem Elm die dort vorkommenden Pflanzenarten erfasst und Bienen, Schwebfliegen und Laufkäfer sowie aquatische Insekten gefangen. Zurzeit erfolgt die Aufbereitung und Artenbestimmung der Insekten. Im Rottal ist das Monitoring für 2021 geplant. Die Ergebnisse dienen als Erfolgsmesslatte, dazu werden Pflanzen- und Insektenvorkommen in den drei Landschaftslaboren über die gesamte Projektlaufzeit weiter erfasst und deren Entwicklung beobachtet.

Im grünlanddominierten Havelländischen Luch konzentrieren sich viele Maßnahmen auf die Wiesen und Weiden: durch die Einsaat von Kleearten und Wildsamenmischungen, die jeweils an die örtlichen Standortfaktoren und Nutzung angepasst sind, sowie durch gezielte Anlage von Altgrasstreifen wird das Ressourcenangebot für Insekten verbessert und neue Habitate werden geschaffen. In Feldversuchen vor Ort werden die Maßnahmen bereits im Vorfeld passgenau entwickelt. Der Einsatz insektenschonender Mahdtechnik reduziert die Mortalität von Insekten. Aber auch auf Ackerflächen werden hier Maßnahmen umgesetzt.
Während im Elm und im Rottal ebenfalls die Grünländer aufgewertet werden sollen, spielen hier Maßnahmen in und um Ackerflächen eine größere Rolle. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Ausweitung der Fruchtfolge um Kulturen, die Ressourcen und Lebensräume für Insekten oder Bodenruhe bieten können. So sollen im Elm der Anbau von Sonnenblumen, Körnerleguminosen, wie Lupine und Kichererbse, Mischkulturen, wie Hafer mit Erbse, und Untersaaten, zum Beispiel mit Klee, ausgeweitet werden. Im mais- und weizendominierten Rottal wird großes Potential im Anbau der mehrjährigen durchwachsenen Silphie gesehen, die direkt vor Ort in einer Biogasanlage mit Anschluss zu einem Nahwärmenetzwerk verwertet werden kann. Aber auch verschiedene Maßnahmen zur Aufwertung des Maisanbaus, zum Beispiel durch Mischanbau mit Ackerbohnen oder Integration verschiedener Zwischenfrüchte, sind geplant.


Zudem wird in allen Regionen die Anlage von Käferbänken, die Aufwertung bestehender Blühstreifen und die Neuanlage spezieller an das jeweilige Anbausystem angepasster nützlingsfördernder Blühstreifen sowie ein insektenfreundliches Management der Wegränder und Gräben angestrebt. Dies sind jedoch nur einige Beispiele aus der großen Palette an Maßnahmen, die in FInAL entwickelt, getestet und umgesetzt werden sollen und die beteiligten Landwirte zeigen ich offen für Neues.
Kontakt:
Prof. Dr. Jens Dauber – Thünen-Institut für Biodiversität
bd-final-info@thuenen.de
Projektpartner:
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (TI): Koordination, Maßnahmenentwicklung, ökologische und ökonomische Begleitforschung
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI): Methodenentwicklung und Maßnahmenumsetzung
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.: Co-Design, Übertragbarkeit und Begleitforschung
Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK NI): Aspekte des Transfers, Vermittlung und der Begleitforschung
Laufzeit:
2018 bis 2021
Links:
Flyer zum Download
Förderung:
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe